Der schwarze Kanal @ #Sundayclassics - Deutsche Rasse, Leipzig in Trümmern, Ohne Sinn

Halbgewalkte Anarchistische Untergrundbewegung


Heute steuere ich mal einen Beitrag zu den #sundayclassics von @depot69 bei. Wie sollte es auch anders sein, ist er wiedermal relativ lokalpatriotisch und Teile der Band laufen mir mein halbes Leben regelmäßig über den Weg. Leipzig ist auch echt ein Dorf.


Der schwarze Kanal war eine politisch-agitatorische Sendung des DDR-Fernsehens zu Zeiten des Kalten Krieges.

Der schwarze Kanal wurde 1989 von Mitgliedern der Punkband L´attentat gegründet.



Der schwarze Kanal war eine polemische Sendung des DDR-Fernsehens


"Der Schwarze Kanal, den wir meinen, meine lieben Damen und Herren, führt Unrat und Abwässer; aber statt auf Rieselfelder zu fließen, wie es eigentlich sein müsste, ergießt er sich Tag für Tag in hunderttausende westdeutsche und Westberliner Haushalte. Es ist der Kanal, auf welchem das westdeutsche Fernsehen sein Programm ausstrahlt: Der Schwarze Kanal. Und ihm werden wir uns von heute an jeden Montag zu dieser Stunde widmen, als Kläranlage gewissermaßen."

Mit diesen Worten ging Karl-Eduard von Schnitzler am 21.3.1960 erstmals auf Sendung aber im Gegensatz zu den Punks aus Leipzig, die ich in diesem Beitrag und zum Anlass der #sundayclassics von @depot69 vorstellen möchte, feierte kaum einer der DDR-Bürger die Sendung mit dicker Brille, Manipulation und Polemik. Ich habe sie nur nebenbei als grauen Fleck der Fernsehlandschaft meiner Kindheit und neben Kunibert und Achim vom Brummkreisel wahrgenommen. Sie waren anstrengend genug.

Von den meisten seiner möglichen Zuschauer wurde sie gehasst und es gab von deren Seite nur einmal großen Beifall und zwar nach 1519 Folgen für das Ende der Sendung, im Oktober 1990. Ihre Quoten wurden bis dahin auch zu Recht nie veröffentlicht. So will ich nicht weiter auf den Namensgeber vom schwarzen Kanal, H.A.U., Láttentat und Wutanfall eingehen und komme endlich zum musikalischen Teil des Beitrags.


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Quelle: Archiv-Bürgerbewegung


Zuerst als H.A.U. (Halbgewalkte Anarchistische Untergrundbewegung) gegründet, formt sich die Band Ende 1982 aus dem Umfeld von Wutanfall, einer der ersten Punk-Bands in der DDR überhaupt.

Diese Subkultur hatte nicht nur mit der Intoleranz der Bevölkerung zu kämpfen. Der SED-Staat konnte diese neue Szene überhaupt nicht einordnen und reagierte wie immer mit Überwachung, Zersetzung und Inhaftierung. Diese Repressionen führten im Umkehrschluss zur Politisierung.

Im Spätsommer 1983 gab es nach der Inhaftierung des Bassisten Maik Reichenbach ein vorläufiges Ende von H.A.U. und Imad Abdul Majid ersetzte ein weiteres Mal den Gitarristen bei Wutanfall bis Mitte 1984. Außerdem sprang Bernd Stracke für den ausgeschiedenen Wutanfall-Sänger Chaos ein. Hier ein kurzes Interview mit Bernd Stracke über das Leben als Punk in Leipzig und der DDR damals: https://www.archiv-buergerbewegung.de/zeitzeugen/32-bernd-stracke


Archiv-Bürgerbewegung 2.jpg
Quelle: Archiv-Bürgerbewegung


Nach der Auflösung von Wutanfall formierte sich H.A.U. 1984 neu und wurde Anfang 1985 in L’Attentat umbenannt.

Später wurde Bernd Stracke vom Ministerium für Staatssicherheit verhaftet und inhaftiert. Nach der Wende wurde klar, dass Gitarrist Imad Abdul Majid als bezahlter IM für die Staatssicherheit tätig und für die Gefängnisaufenthalte von Bernd Stracke und dem Bassisten Maik Reichenbach verantwortlich war. 1989 dann die Auflösung und einige Mitglieder der nachfolgenden Besetzungen machen seitdem unter Der Schwarze Kanal weiter. Habe sie schon live im Zorro gesehen und möchte euch heute ihre Hits vorstellen. Heute gibt es deutsche Geschichte mit krachender Musik auf die Ohren. Viel Spaß dabei.


Leipzig in Trümmern (Text):

Leipzig City kalt und verdreckt
hässliche Häuser hinter Fassade versteckt
Uni, Gewandhaus, die City wird fein
woanders fallen die Wohnungen ein

Stumpfes totes Menschenmeer
haben haben, immer mehr
Leben auf dem Bahnhof, stinkende Kneipen
wo Besoffene liegen bleiben

Wo die Kampfgruppe vor deinem Haus marschiert
und das Kind in der Schule für den Krieg trainiert
wo der Landesvater bei Fackellicht
zur deutschen Jugend von Freiheit spricht

wo die Bullen dich kaum in Ruhe lassen
und zum Feierabend dein Geld verprassen
Kriecher faul auf Arbeit gammeln
und zum ersten Mai fleißig Punkte sammeln

ein Tagebau radiert Dörfer aus
und der Rat der Stadt trinkt Sekt darauf
Wald und Natur wecken keine Interessen
alles wird planiert, von Beton weggefressen

ein neuer Palast, mit 'nem bess`ren Knast
von der Staatssicherheit, für unsre Sicherheit
die Frau die sich zur Messe auf die Strasse stellt
für hartes Geld, das fünffach zählt

die Russenkaserne fliegt dir um den Kopf
und Tomaten gibts im Intershop
die VP bittet um Mithilfe ihrer Bürger
und in den Kneipen stößt man an
auf den Führer




Leipzig in Trümmern, 1999, Live im Zorro



Ohne Sinn



Deutsche Rasse



Ohne Sinn, Live beim Stö-Strassenfest, 2016

Mehr Punk bei @depot69, @condeas, @muelli, @pizzaboy77 und @montiamore.
"Als wir träumten", nach der Romanvorlage von Clemens Meyer hatte ich gerade vorgestellt, der Film passt gut zu diesem historischen Beitrag und wer will schaut sich den Film jetzt gleich noch an: @erniegreenhill/als-wir-traeumten-netzfund-der-woche

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