Gedanken zum deutschen Steuerrecht; auch bezüglich der Nutzung von Steem(it).


Dieses Mal möchte ich meinen Gedanken über ein aus meiner Sicht äußerst unerfreuliches Thema freien Lauf lassen: Steuern und der damit verbundenen Einkommensteuererklärung.


Quelle: Pixabay.



Die Beschäftigung mit Kryptowährungen & Steemit machte das 'nur' sehr unangenehme Problem der Einkommensteuererklärung zu einem fast unlösbar erscheinenden.


Meine verstärkte Beschäftigung mit Kryptowährungen, insbesondere aber auch die Nutzung Steemits (die erst ab 2017 zu nennenswerten Erträgen führte) stellten mich vor die schwierige Entscheidung, wie mit den daraus resultierenden Konsequenzen bezüglich der Einkommensteuererklärung zu verfahren sei.
Um es ganz klar zu sagen: Nicht aufgrund eines schlechten Gewissen, sondern aus Furcht vor möglichen negativen Folgen verwarf ich letztlich den Gedanken, den Besitz von Kryptowährungen überhaupt nicht anzugeben.
Ob das Finanzamt hier auf Steemit bereits nach den Besitzern 'großer Accounts' sucht, kann ich nicht beantworten, allerdings erhielt ich schon ziemlich seltsam anmutende Kommentare von 'Abiturienten', die angeblich nichts dringender interessierte als die Frage, wie man Gewinne auf dem STEEM versteuert ... :-)


Die verzweifelte Suche nach einem Steuerberater.


Da mir das Steuerthema aber selbst ohne Kryptowährungen ein Graus ist und sich nun infolge der Steemit-Nutzung weiter deutlich verkomplizierte, reifte in mir die Idee heran, zum ersten Mal im Leben einen Steuerberater zu konsultieren. Hier beginnt nun auch der erquicklich bis fast lustige Teil meines Artikels:
Zunächst wagte ich mich an einen Steuerexperten und Freund meines Vaters heran:

"Ich hätte da ein Problem mit meiner Steuererklärung ... es geht auch um Kryptowährungen."

"Kryptowährungen?!? So ein Schwachsinn! Damit kenne ich mich nicht aus! Das interessiert mich nicht und wird es auch nie!"

Dann, nach kurzem Nachdenken:
"Ja ... wenn ich jünger wäre, dann würde ich mich da vielleicht noch mal einarbeiten aber so? Da lohnt sich doch der Aufwand nicht, bei den wenigen Klienten die das derzeit erst betrifft. Ähm ... um welche Summen handelt es sich denn überhaupt?"

"Hm ... so im Bereich von ungefähr xxx."

"Was?!? Das ist mir vieeel zu heiß, als Steuerberater werde ich ja schließlich zur Rechenschaft gezogen, falls dann am Ende irgendwas nicht stimmt! Such dir bitte jemanden, der sich damit besser auskennt!"

So sprach er also in seiner resoluten (aber doch freundlichen) Art und Weise, und obwohl er sich üüüberhaupt nicht für das Thema Kryptowährungen interessierte, löcherte er mich noch mindestens eine halbe Stunde mit Fragen darüber.
Ich dagegen stand wieder verzweifelt und alleine da, bar jeglicher Hoffnung. :)

Doch da, plötzlich, ein Silberstreif am Horizont: Hier auf Steemit wurde ich eines Users mit dem verheißungsvollen Namen @taxguy gewahr, der sich durch fachkundige Artikel über das komplizierte deutsche Steuerrecht hervortat. "Wer das wohl sein mag? Und wo in Deutschland er wohl praktiziert?" Zu meiner Überraschung stellte sich letztlich heraus, dass er nicht nur in derselben Stadt wohnt wie ich (wir hatten uns bald zu einem ersten Treffen in einem Café im Stadtzentrum verabredet und ein außerordentlich angenehmes und interessantes Gespräch geführt), sondern sogar im selben Stadtteil - tja die Welt ist klein!
Ihm habe ich meine Einkommensteuererklärung nun anvertraut, und wenn ich wollte, könnte ich sogar von der Option Gebrauch machen, seine Rechnung mit STEEM zu begleichen.


Kritik am deutschen Steuersystem.


So froh ich bin, nun endlich fachkundige Unterstützung zu genießen, so ärgerlich ist es meiner Meinung nach, dass der berüchtigte deutsche Steuerdschungel so etwas wie Steuerberater überhaupt erst nötig macht!
Wenn der Staat vom Bürger schon eine Einkommensteuererklärung verlangt, dann hat sie - verdammt noch mal - auch so einfach zu sein, dass wirklich jeder sie versteht und dazu in der Lage ist, sie innerhalb vertretbarer Zeit anzufertigen! Es kann doch nicht sein, dass man aufgrund der Kompliziertheit dieses einem vom Staat aufgebürdeteten 'Zettelkriegs' dazu gezwungen ist, jemanden zu bezahlen, nur um überhaupt festellen zu können, wie viel man daraufhin wiederum dem Staat zu entrichten hat. Im Prinzip leistet man im Rahmen der Anfertigung einer aufwändigen Steuererklärung doppelt negativ bezahlte Arbeit (Zahlung an Steuerberater und Staat). :)
Wenn ich daran denke, dass mir vor einiger Zeit meine nun 95-jährige Oma am Telefon sagte, sie habe den ganzen Nachmittag mit der Bearbeitung ihrer Einkommensteuererklärung verbracht, dann mischt sich mit dem Respekt dafür, dass sie das in diesem hohen Alter immer noch selbst kann(!), große Wut auf diesen Staat, der selbst alte Menschen ihre, womöglich sehr kurze, noch verbleibende Lebenszeit mit solch einem Mist verplempern lässt!

Leider wurde bisher noch jede Initiative, das deutsche Steuersystem zu reformieren, sprich: zu vereinfachen, abgeschmettert. So scheiterten jeweils Kirchhof und Merz mit dem Anliegen, die Steuererklärung müsse "auf einen Bierdeckel passen".


Was ich ändern würde.


Ein Hauptproblem des deutschen Steuerrechts ist es, im Streben nach 'Gerechtigkeit' dermaßen viele, und immer wieder neue Sonderregelungen einzuführen, dass aufgrund der wachsenden Komplexität und dem damit verbundenen Arbeits- und Zeitaufwand letztlich alle verlieren.

Wenn beispielsweise der Dorfbewohner argumentiert, er müsse doch den langen Fahrtweg zur Arbeit absetzen können, weil dieser ihn gegenüber dem ganz in der Nähe seines Arbeitsplatzes wohnenden Stadtmenschen benachteilige, dann könnte letzterer wiederum seine höhere Miete ins Feld führen, die er dann selbstverständlich ebenfalls von der Steuer absetzen können wollte. So kommt man letztlich vom Hundertsten ins Tausendste, und jeder findet seinen ganz speziellen Bereich, in welchem er gegenüber anderen benachteiligt sei und folglich steuerlich begünstigt werden müsse. Gerechtigkeit wird dadurch nicht erreicht, sondern ein Wirrwar an Regelungen, Ausnahmen und Ausnahmen der Ausnahmen ...

Ich würde ganz radikal jegliche Absetzungsmöglichkeit streichen und das dadurch gesparte Geld (weniger Rückzahlungen seitens des Staats, geringerer Verwaltungsaufwand) in niedrigere Steuern für alle Ummünzen!
Ganz nebenbei käme das eher wenig verdienenden Bevölkerungsschichten zugute, da normalerweise nur derjenige viel von der Steuer absetzen kann (und nun nicht mehr könnte), der auch viel hat.
Gegen weitere Zusatzbesteuerungen 'Reicher' (bzw. vom Staat so als 'reich' Eingestufter) wende ich mich: Die so oft geforderte 'Reichensteuer' ist für mich schon allein aus dem Grund völlig inakzeptabel, dass sie nur mittels massivem Eindringen in die Privatsphäre der Bürger überhaupt durchgesetzt werden könnte - denn wie anders (als per Hausdurchsuchung und Computerbeschlagnahmung) könnte ermittelt werden, wer beispielsweise viel Bargeld aufbewahrt oder Kryptowährungen besitzt, sofern er das nicht freiwillig offenbaren will?
Ebenso bin ich gegen Erbschafts- und Schenkungssteuern, denn wenn jemand Geld für seine Nachkommen erarbeitet und bereits Steuern darauf entrichtet hat, sollen diese das auch genießen dürfen. Nein, wenn überhaupt sollte Geld in dem Moment besteuert werden, wo es erwirtschaftet oder umgesetzt wird, alles andere fördert die ohnehin ausufernden staatlichen Überwachsungsbestrebungen.


Ausschließlich Umsatzsteuern?


Eine, vielleicht unausgegorene Idee möchte ich an dieser Stelle noch beisteuern (der Wortwitz ist gewollt): :-)

Wie wäre es damit, jegliche Steuern, bis auf die Umsatzsteuer komplett abzuschaffen? In dem Moment, wo Geld arbeitet, würde es besteuert, und ansonsten ließe der Staat den Bürger in Ruhe?
Um weniger Verdienende nicht zu benachteiligen könnte die Umsatzsteuer für lebensnotwendige Produkte sehr niedrig sein (oder gar ganz wegfallen), für Luxusgüter dafür höher deutlich liegen.


Nicht zu niedrige Steuern, sondern Steuergeldverschwendung sind das Problem!


Würdet ihr Geld in eine durchlöcherte Tasche stecken? Nein? Tut ihr doch ... zumindest in meinen Augen ist der Staat eine solche. Mich ärgert, dass zwar seitens der Politik (gerade auch der SPD) ständig nach höheren Steuern und Abgaben gerufen, aber zugleich in großem Maße Geld verschwendet wird. Einige besonders eklatante Beispiele, wo die zuständigen Politiker sich für höchst umstrittene Projekte bzw. Maßnahmen entschieden, mögen genügen:

Meiner Ansicht nach sollte Steuerverschwendung seitens der Politik prinzipiell ebenso intensiv verfolgt und geahndet werden wie Steuerhinterziehung.

Wäre das Steuerrecht einfacher und transparenter, würden durch wegfallenden Verwaltungsaufwand enorme Kosten gespart. Auch an vielen anderen Stellen ist mir der Staat zu aufgeblasen. Als Beispiel nenne ich die Arbeitsagenturen, die ich als völlig ineffektiv betrachte. Ein gut gemachtes Internetportal reichte m. E. völlig aus, um arbeitssuchenden Menschen einen Überblick über die aktuell verfügbaren Jobs zu verschaffen. Ansonsten halte ich einen Großteil der 'Förder- und Eingliederungsmaßnahmen' (Bewerbungstrainings, Vermittlung von Ein-Euro-Jobs etc.) für absolut überflüssig und teilweise sogar kontraproduktiv.
Kurz: Steuern und Abgaben sind nicht zu niedrig, sondern die staatlichen Ausgaben zu hoch.
Apropos Abgaben/Gebühren: Zwei von vielen möchte hier explizit (negativ) erwähnen:

  • Über die Rundfunkgebühr schrieb ich bereits einen längeren Artikel sowie das Gedicht 'Land of the Fee'. :)
  • Die Niederschlagswassergebühr muss entrichten, wer Regenwasser in die Kanalisation einleitet. Dazu ist zu bemerken, dass letztere (in Anbetracht der heutzutage Wasser sparenden Geräte, wie Waschmaschinen und Geschirrspüler) überdimensioniert und somit häufig von Verschlammung bedroht ist. Normalerweise müsste folglich der Staat jeden für das Einleiten von Regenwasser in die Kanalisation belohnen, statt ihn zur Kasse zu bitten ...

Der Staat ist insgesamt einfach zu gierig und kurzsichtig. Ist beispielsweise eine nachträgliche(!) Besteuerung von Pokerspielern sinnvoll, wenn diese sich dann aufgrund der vorher nicht einkalkulierten Zusatzausgaben nicht mehr über Wasser halten können und zu Sozialfällen werden, die dann wiederum der Steuerzahler finanzieren muss?


STEEM = zusätzliche steuerliche Probleme!


Solange man mit Kryptowährungen nicht tradet, sondern sie einfach nur erwirbt und dann aufbewahrt, sind sie nach einjähriger Haltefrist steuerfrei veräußerbar (was im Bereich des Aktienhandels ebenfalls wieder eingeführt werden sollte).

Richtig kompliziert, und wenn man Pech hat, sehr ungemütlich, könnte es aber im Falle 'unseres' STEEMs werden. Hier ließe sich der Stadpunkt vertreten, dass in dem Moment, wo STEEM 'redeembar' sind, bereits Steuern anfielen (so hörte ich es leider bereits des Öfteren von Menschen, die sich mit der Materie besser auskennen als ich). Theoretisch müsste man also mehrmals am Tag die Kurse checken, um anfallende Verdienste exakt in Euro umrechnen zu können. Was für ein Aufwand! Aber nicht nur Aufwand: Da die 'Gewinne' mittels der jeweils aktuellen Umrechnungskurse zwischen STEEM und Euro in Euro ermittelt werden, könnten aufgrund der hohen STEEM-Preise Ende 2017 enorm hohe 'Gewinne' entstanden sein, auch wenn der unglückliche Besitzer seine STEEM gar nicht in Euro umgetauscht hat. In der traurigen Realität des Jahres 2018 ist folglich ein Großteil seines 'Gewinns' wieder geschmolzen wie Schnee in der Sonne, aber in den Augen des Finanzamts wurden dennoch 2017 enorme Profite erzielt, von denen es seinen Anteil einfordert. Im schlimmsten Falle könnten also die Forderungen des Finanzamts gar höher liegen als der aktuelle Gegenwert der gesamten STEEM des Steuerpflichtignen in Euro.
Ob das in der Praxis tatsächlich für den Steuerzahler dermaßen nachteilhaft gehandhabt wird, weiß ich nicht, und ich habe den Eindruck, dass derzeit selbst Steuerberater und die Mitarbeiter der Finanzämter in Ermangelung klarer Regelungen noch nichts Genaues wissen.
Fairer ist es jedenfalls im Falle von Aktien geregelt, wo Steuern auf Gewinne immer erst dann anfallen, wenn man seine Aktien für Euros verkauft, und nicht aufgrund des Aktienwerts zu einem Stichtag (weil man ja hätte verkaufen können)!

Da der Wert des STEEM in Euro gemessen so stark schwankt, wäre es meiner Meinung nach sinnvoll, dem Finanzamt - wenn überhaupt - seine Gewinne in STEEM auszahlen zu können, wer x STEEM verdient hätte, zahlte davon z. B. 30 % ans Finanzamt, unabhängig davon, welchen Wert das in Euro ergäbe.

Ich plädiere aber ohnehin dafür, dass Steuern frühestens bei der Umwandlung von Kryptowährungen in Fiatgeld anfallen sollten und nicht schon beim Tauschen von einer digitalen Währung in eine andere oder durch die Möglichkeit, STEEM zu 'claimen', was zu einem noch höheren Aufwand beim Erstellen der Seuererklärung führt und zudem mit unklakulierbaren finanziellen Risiken einhergeht.


Image created by @rubencress


H2
H3
H4
Upload from PC
Video gallery
3 columns
2 columns
1 column
125 Comments