Hallo, dieser Beitrag wird mit kleinen Erfahrungsberichten gefüllt. Es soll um das alltägliche Miteinander gehen, wie ich es in Malaysia erlebe. Es geht mir vor allem um die Unterschiede zu Deutschland. In Malaysia, auch dort ist nicht immer alles absolut super, gibt es einiges, was ich gerne so hätte wie ich es aus Deutschland kannte/kenne. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Das schon mal vorab. Es erwartet euch ein Mix der Kulturen und Religionen
Die Toleranz untereinander
Gerade auf politischer Ebene fliegen meistens die Fetzen und die Regierung Malaysias steht, gerade heutzutage, nicht im besten Licht. Trotzdem lässt sich die Bevölkerung nicht von der Politik allzu sehr vergiften. Wenn ich mir unter diesem Aspekt Deutschland ansehe, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Auch Malaysier haben untereinander ihre Vorbehalte und es zirkulieren Klischees über die jeweils andere Bevölkerungsgruppe (chinesisch, indisch stämmige Malaysier und die Malays) aber meistens behält jeder seine Meinung für sich und muss nicht gleich zum Revolutionär werden der das Land verbessern will.
Katholische Kirche, Balik Pulau
Kommen wir zu dem was mir richtig gut gefällt, dazu gehe ich kurz auf die Kulturen und Religionen ein. Wir haben da einmal, wie schon erwähnt,
die chinesischstämmigen Malaysier welche überwiegend aus Buddhisten und Christen bestehen, einige wenige sind Muslime
die indischstämmigen Malaysier welche den Hinduismus praktizieren oder ebenfalls Christen/Muslime sind
und die Malays. Als Malay gilt jeder, der die Nationalsprache Bahasa Malayu spricht und Muslim (dem Islam zugehörig) ist, dazu kommt noch die Abstammung selbst.
Es gibt immer kritische Stimmen die sagen, dass ein Vermischen der Kulturen und Religionen nicht machbar ist. Ob es machbar ist oder nicht liegt in der Hand einer Regierung und der Bevölkerung. Während in Deutschland wie immer viel geredet wird aber nichts getan und überhaupt seit Jahren sich viele Diskussionen im Kreis drehen, da war Malaysia viel pragmatischer.
Moschee, Putrajaya
Jeder hat seinen eigenen Feiertag. Die Buddhisten haben ihre Feiertage, die Christen, Hindus und Muslime. An Weihnachten darf jeder Zuhause bleiben und muss nicht Arbeiten, selbst der Hindu und Muslim. Während chinesisch Neujahr sollte keiner zu empfindlich sein, falls sich wer Ruhe wünscht, weil er gerade Freizeit hat, dank der Feiertage. Abends entspannen ist da nicht, je nachdem, in welcher Nachbarschaft jemand wohnt. Denn was die Chinesen an Feuerwerk abfackeln, ist Kindergarten im Vergleich zu dem, was es in Deutschland gibt. Zum interessanten Teil: Feuerwerk in der Öffentlichkeit ist eigentlich illegal. Leute die beim Verkauf von Feuerwerksartikeln erwischt werden, bekommen alles abgenommen und dürfen eine nicht unerhebliche Summe als Strafe zahlen. Passiert aber eher selten, die meisten Geschäfte werden in Ruhe gelassen. Und ich habe auch noch nie die Polizei ausrücken sehen, wenn irgendwo geböllert wurde.
Wenn jetzt jemand denkt ich schweife hier ab. Nein, das mache ich nicht. Was mir diese kleine Erfahrung beigebracht hat ist:
- Leuten ihren Spaß lassen, denn es passiert nicht jeden Tag.
- Die Leute einfach mal machen lassen. Es funktioniert, ohne das jemand etwas verliert.
Nicht weit von meinen Wohnsitz gibt es einen Tempel der Hindus, von den Buddhisten gibt es die Tempel so oder so an jeder Ecke. Vor meinem Wohnblock ist eine kleine Moschee und ja 5x täglich gibt es den Gebetsruf, wenn der Lautsprecher nicht wieder mal defekt ist. Und etwas weiter weg eine katholische Schule mit einer Kirche. Alles Nebeneinander ohne Reibereien. Ich könnte mehr Beispiele bringen. Lasse es aber, worum es mir geht, sollte verständlich sein.
Dinge bei denen ich, wegen mir selbst, peinlich berührt war
Manchmal sind es die kleinen Dinge, welchen jemanden beeindrucken können. Es geht trivial los und sehen dann was wir daraus lernen können:
Ich komme ganz einfach nicht dazu, vernünftig und motiviert die Landessprache zu lernen. Die meisten Malaysier sprechen Englisch, da vieles in Malaysia in englischer Sprache gehandhabt wird. Aber nicht alle - und hier beginne ich mit meiner kleinen Story. Ich musste ein Ersatzteil für meine E-Zigarette (Vape) kaufen. Der Verkäufer im Laden war dann einer der wenigen, die kein Englisch können. Irgendwie habe ich es dann doch hinbekommen, das zu kriegen was ich will. Meine Fragen dazu konnten nur nicht beantwortet werden. Alls ich gehen wollte und schon "Tschüss" gesagt habe, da hatte der Verkäufer sich bei MIR entschuldigt, in den paar Brocken Englisch, die er gerade so konnte. Er hatte sich dafür Entschuldigt, dass er mir aufgrund der Sprachbarriere nicht wirklich helfen konnte. Zieht euch das rein! In Deutschland würde das ganz anders ablaufen, wenn jemand kein Deutsch kann. Und glaubt mir, ich war peinlich berührt. Ich meine, hey, ich bin in seinem Land und das schon seit fast drei Jahren (im September sind es dann drei), ich sollte es sein, der sich Malaysia anpasst und nicht der Verkäufer mir.
Kek Lok Si - Kloster der Buddhisten, Penang
Bleiben wir bei der Sprache. Wenn ich einkaufen gehe erkennen mich manche schon. Weil ich, seit halt schon fast drei Jahren immer wieder dieselben Läden aufsuche. Da werde ich schon mal ausgefragt, wie lange bin ich schon hier und... das übliche halt. Es kommt fast immer auch die Frage, ob ich den Bahasa Malayu spreche. Ich gebe zu, es nicht zu können, bzw. Nur sehr wenig. Ich sage freundlich, dass fast jeder in Malaysia Englisch spricht und aus reiner Bequemlichkeit es dann bei Englisch belassen wird von meiner Seite aus. Es folgt meistens ein wenig Gelächter und das war es. Als Ausländer in Malaysia, gerade fernab der Touristengegenden, ziehe ich alle Blicke auf mich. Der Punkt ist aber, ich weiß es ist Neugier und es steckt keine negativen Gedanken dahinter. Kommt mir jedenfalls so vor. Wenn die 5 Minuten Kennenlernphase vorbei sind, interessiert es die meisten Malaysier relativ wenig, was ich sonst noch so in ihrem Land mache, denn es gibt wichtigeres.
Für den ein oder anderen sind es sehr alltägliche Dinge und Kleinigkeiten. Diese sagen aber ganz schön viel darüber aus wie die Malaysier so drauf sind und wo ich mir Denke wie rückständig im Denken Deutschland ist. Klingt fies, ich weiß.
Das Essen verbindet trotz der Unterschiede
Stellt euch vor, in Malaysia machen die wenigsten Palaver wenn es um die Essenskultur des anderen geht. Es gibt Restaurants in Malaysia die haben sich auf die Muslime spezialisiert, was aber auch nicht verwunderlich ist, da die Mehrheit der Malaysier Muslime sind. Daher gibt es chinesisches oder indisches Essen, abgestimmt auf die Muslime. Oder halt nicht. Dann hat das Restaurant ein kleines Schild, welches darauf hinweist. So einfach ist das. Wenn der Hindu kein Rindfleisch essen will dann geht er halt nicht zu den entsprechenden Restaurants. Wenn der Muslim kein Schwein will, macht nichts, da findet sich was. Was alle Malaysier gerne Essen ist Huhn und alles was aus dem Meer kommt. Reduziert auf diese Gemeinsamkeit sitzen am Ende alle am gleichen Tisch. Im selben Restaurant.
Nachwort
An dieser Stelle fällt mir noch viel ein. Eventuell schreibe ich mehr darüber. Mir fehlt aber das Gefühl dafür, wie viel Text zu Langeweile führen kann. Ich habe mir lange überlegt, ob ich das hier schreiben soll. Normalerweise poste ich etwas über Penang und was es zu sehen gibt. Und ich weiß, dass ich mit meinem Text dem ein oder anderen auf die Füße treten werde. Und NEIN, wer glaubt, dass ich denke, Deutschland ist der Vorhof zu Hölle, der hat die ersten Sätze nicht gelesen. Nicht alles in Malaysia ist jetzt besser. Aber wenn es um die Toleranz der Mitmenschen geht, dann muss ich sagen, kann Deutschland viel lernen. Gelebte Toleranz und nicht theoretische. Was nützt das Grundgesetz in Deutschland, welches ich super finde, wenn es heutzutage an allen Ecken und Enden ausgehebelt wird oder zumindest versucht. Die Regierung Malaysias stellt Ausländern und Malaysier gleichermaßen ein Bein und trotzdem bleibt die Bevölkerung gelassen. Also, ganz einfach mal gelassen bleiben. Egal was auf politischer ebene abgeht. Ob das immer so bleiben wird in Malaysia weiß ich nicht, ich hoffe es. Einer meiner ehemalige Lehrer sagte immer Tempora mutantur, tempus mutates (irgend was lateinisches) – Zeiten ändern sich. An dieser Stelle, wie immer, bis dann!

Tempel der Hindus, Bayan Lepas
Zusammengefasst:
- Bevormundung von Menschen ist nicht gut
- Dingen einfach mal ihren lauf lassen
- Dem Ego eine Pause gönnen
- Zeiten ändern sich, ob es jemand will oder nicht
Nachtrag: Es handelt sich hier um meine Erfahrungen. Meine Sichtweise. Ich gebe zu, diese kann Subjektiv sein. Alle Bilder: Original Content
Anzutreffen bin ich auf dem D-A-CH Discord Server.
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