Zitate 037 - Thomas DiLorenzo - 10 Dinge über den Sozialismus 1/3

20. Juli 2017

Der 1954 geborene Thomas DiLorenzo [1] ist ein libertärer Professor für Makroökonomie in den USA, den ich hier schon in zwei Artikeln erwähnt habe [2, 3]. Er ist Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomie und lehrt an der Loyola Universität in Maryland. Ich halte ihn für einen sehr passionierten Ökonomen, der sich, wie es sich für einen Austrian gehört, sehr viele Gedanken über die grösseren Zusammenhänge macht. Wenn er Vorträge hält oder sich an Podien beteiligt, wirkt seine Ausdrucksweise meist sehr intuitiv, man merkt, dass Wirtschaft wirklich sein Business ist. Dazu besitzt er keine Scheu, geschichtliche Zusammenhänge neu aufzuarbeiten, um sie aus einer eindeutig freiheitlichen Sicht zu beleuchten.

Den Vortrag, aus dem ich hier zitiere, hielt Thomas DiLorenzo am 29. Juli 2016 anlässlich der Mises University [4]. Die Mises University ist eine Summer School am Mises Institute in Auburn AL, an der freiheitlich gesinnte, junge Ökonomen teilnehmen. In dem Vortrag stellt Thomas DiLorenzo sein aktuellstes Buch «The Problem with Socialism» [5] vor und nennt 10 Dinge, die Millenials - zwischen 1982 und 2004 geborene - seines Erachtens unbedingt über den Sozialismus wissen müssen.

Eine kurze Anmerkung zum Thema libertäres oder radikal-liberales Gedankengut möchte ich hier noch anfügen. Solches Gedankengut ist im deutschsprachigen Raum nicht besonders verbreitet, die sehr staatskritische Ausdrucksweise könnte Leute, die zum ersten Mal damit konfrontiert sind, verstören oder ärgerlich machen. Ich verbreite solches Gedankengut, nicht weil ich höriger Anhänger von Professor DiLorenzos Thesen wäre, sondern weil ich hierzulande Bedarf nach liberalen, staatskritischen Inhalten US-amerikanischer Prägung sehe. Was wäre dazu besser geeignet, als die Aussagen eines renommierten Ökonomieprofessors, der deutlich und, wie ich finde, allgemeinverständlich spricht?

Wie aus früheren Veröffentlichungen bekannt, handelt es sich bei einem Zitate-Artikel nicht um ein vollständiges Transkript oder Übersetzung. Da ich diesen Vortrag in drei Teilen vorstellen will, dürfte es am Ende auf eine fast vollständige übersetzung hinauslaufen. Zuerst wird jeweils das englische Originalzitat gezeigt, dann meine Übersetzung. Eigentlich wollte Thomas DiLorenzo 10 Mythen des Sozialismus Punkt für Punkt darlegen. Wie es sich für einen Professor gehört, hat er im Vortrag zwei davon vergessen zu erwähnen. Dazu spricht auch er meist frei, wobei ich mir dann die Freiheit nehme, die Sprache etwas zu optimieren, hoffentlich ohne den Sinn der Aussagen zu verfälschen.

Introduction

(0:01-01:38)

«This talk is related to my new book The Problem with Socialism. The idea for this book came from someone you may be familiar with. There were opinion polls, a Pew Foundation Poll, that says that 69 percent of voters under 30 said they could vote for a socialist for president in the US. There was a yougov.com poll of Millenials, that are people born between 1982 and 2004. 43 percent of them said, that they prefer socialism over capitalism. My publisher, Regnery Publishing, contacted me an we talked about the need for a book that would explain why this is a bad idea. Marketing a book to Millenials in particular. And my editor said, we want every conservative parent buy this book and give it to their kids before they go off to college. In one of the blurbs for this book Walter E. Williams [6] wrote, that it is a worthwile investment for parents with college age children to buy two copies. One for them and one for the kids. He calls universities Socialist Indoctrination Camps. Before you send your children off to Socialist Indoctrination Camps, give them some ammunition. Intellectual ammunition. That is the purpose of the book and what I thought I would do today is the following. An alternative title of the talk could be How to argue with your Bernie Sanders following roommate back at school

Einleitung

(0:01-01:38)

«Dieser Vortrag bezieht sich auf mein neues Buch: Das Problem mit dem Sozialismus. Die Idee dafür kam von jemandem, den ihr vielleicht kennt. Es gab Meinungsumfragen, unter anderem eine der Pew Foundation (Pew Charitable Trusts, Anm.), die besagte, dass 69 % der Wähler unter 30 Jahren erklärten, sie könnten sich vorstellen, sie könnten ihre Stimme bei Präsidentschaftswahlen in den USA einem Sozialisten geben. Es gab auch eine Umfrage bei yougov.com unter Millenials, das sind Menschen, die von 1982 bis 2004 geboren sind. 43 % von diesen sagten, dass sie den Sozialismus dem Kapitalismus vorziehen würden. Mein Verlag, Regnery Publishing, trat mit mir in Kontakt und wir sprachen über die Notwendigkeit eines Buches, das erklärt, warum das eine schlechte Idee ist. Ein Buch extra für Millenials auf den Markt zu bringen. Mein Lektor sagte, dass sie wollten, dass alle konservativ eingestellten Eltern dieses Buch kaufen und es ihren Kindern geben, bevor sie aufs College gehen. In einem der Klappentexte für dieses Buch schrieb Walter E. Williams [6], dass es sich für Eltern mit Kindern im College-Alter um eine lohnende Investition handelt, wenn sie gleich zwei Kopien kaufen. Eine für sich und eine für die Kinder. Er bezeichnet die Universitäten als sozialistische Indoktrinierungslager. Bevor man also sein Kind in ein sozialistisches Indoktrinierungslager schickt, sollte man ihm etwas Munition geben, intellektuelle Munition. Das ist der Zweck dieses Buches und was ich heute sagen will, ist das folgende. Ein alternativer Titel für diesen Vortrag könnte der folgende sein: 'Wie man zurück in der Schule mit einem von Bernie Sanders überzeugten Zimmerkollegen diskutieren soll'.»


Point No. 1 - The definition of socialism

(02:15-04:52)

«What is socialism? All the Millenials who say, yeah, socialism is the good thing for my future. I like to assume that they do not know what it is and if they learned what it is, they would change their minds. The way I define it: first of all it includes the traditional definition of government ownership of the means of production, any nationalized industry, government owned industries. And I do have a chapter called «islands of socialism». It is about government owned enterprises, they are not nationalized, but it is the state govermnemt or local government who runs it. Hospitals, schools, all the things that governments run. In the 1976 edition of «The Road to Serfdom», Hayek wrote, that the meaning of socialism had evolved by that time to include government redistribution programs for the welfare state and the progressive income tax. He said that the goal was always ostensibly egality. The pursuit of material equality, egalitarianism was always the goal. But the means evolved from nationalization of industry to the welfare state and the progressive income tax. And the progressive income tax is plank number two in the Communist Manifesto. Plank number one is the abolition of private property. The second most important goal of Marx and Engels was a progressive income tax in capitalist economies. Because they thought it would help to destroy capitalist economies or undermine them. (Back to the definition of socialism) Part no. 1 is nationalized industries, part no. 2 is the welfare state and the progressive income tax. I also include what Mises said in his book «Socialism». In one of the latter chapters, he said, that socialists always had a dual strategy. The first part of the strategy was to nationalize as much as possible or to have the government run as much as possible. The second part of the strategy is what Mises calls «destructionism». To destroy the private property, free enterprise system with heavy taxes, heavy regulations, inflation, whatever works. Taking over the educational system and brainwashing the kids with the virtues of socialism and evils of markets, whatever works, destructionism. With that definition, which is not the old early 20th century definition, government ownership of the means of production, it is much broader. I have 16 chapters in the book, it covers a lot of the ground.»

(04:53-05:36)

«If you look up the website of Democratic Socialists of America, for example, they highlight a super minimum wage as one of their top objectives. That is not government ownership of the means of production. But it is a government mandated US$ 15 an hour minimum wage. I take it from the horse's mouth in other words. By looking what the socialists of our day are saying they want. Just last night, Hillary Clinton looked at Bernie Sanders and said: 'Your cause is our cause!'. To Bernie. I guess you can look at the Democratic Party platform and a lot of the Republican platform as being socialism or socialistic as far as that goes.»

Punkt Nr. 1 - Die Definition des Sozialismus

(02:15-04:52)

«Was ist Sozialismus? Es gibt viele Millenials, die sagen, jawohl, Sozialismus ist die gute Sache für meine Zukunft. I nehme gerne an, sie wissen nicht was das ist und dass sie, wenn sie lernten, was es ist, ihre Meinung ändern würden. Wie ich Sozialismus definiere: zunächst gehört die traditionelle Definition, dass Sozialismus bedeutet, dass alle Produktionsmittel im Besitz des Staates sind, dazu. Jede verstaatlichte Industrie oder Industrie in staatlichem Besitz. In meinem Buch findet sich ein Kapitel Islands of socialism (sozialistische Inseln, Anm.). Es geht um Unternehmungen, die im Besitz des Staates sind, sie sind nicht wirklich verstaatlicht, aber es sind die Verwaltungen der jeweiligen Bundesstaaten oder lokale Verwaltungen, die sie betreiben. Krankenhäuser, Schulen, die Dinge, die die Verwaltungen so betreiben. Im Buch »Der Weg zur Knechtschaft», Auflage von 1976, schrieb Hayek, dass die Bedeutung und Definition des Sozialismus sich weiterentwickelt hatte, von der Verstaatlichung der Industrie zum Wohlfahrtsstaat und der progressiven Einkommenssteuer. Punkt eins im «Kommunistischen Manifest» ist die Abschaffung des Privateigentums. Das zweitwichtigste Ziel von Marx und Engels war eine progressive Einkommenssteuer in kapitalistischen Volkswirtschaften. Weil sie dachten, das könnte bei der Zerstörung kapitalistischer Staaten helfen oder sie unterminieren. Teil eins in der Definition des Sozialismus sind also verstaatlichte Industrien, Teil zwei ist der Wohlfahrtsstaat und die progressive Einkommenssteuer. Ich füge an, was Mises in seinem Buch «Die Gemeinwirtschaft» sagte. In einem der hinteren Kapitel sagte er, dass Sozialisten stets eine Doppelstrategie fahren. Der erste Teil der Strategie ist, soviel wie möglich zu verstaatlichen, um soviel wie möglich durch die Verwaltung betreiben zu lassen. Der zweite Teil der Strategie ist was Mises «Destruktionismus» nennt. Das Privateigentum und das freie System der Unternehmungen mit hohen Steuern, umfangreichen Regulierungen und mittels Inflation zu zerstören, alles was funktioniert. Die Übernahme des Bildungssystems und dem Gehirnwäschen der Kinder mit den Errungenschaften des Sozialismus und den Bösartigkeiten der Märkte, was immer funktioniert, es ist Destruktionismus. Mit dieser Definition, die nicht mehr die alte vom frühen 20. Jahrhundert ist, Produktionsmittel im Besitz des Staates, wird der Sozialismus viel breiter gefasst. Ich habe 16 Kapitel im Buch, es deckt den Boden weitgehend ab.»

(04:53-05:36)

«Wenn man sich die Internetpräsenz der Demokratischen Sozialisten für Amerika [7] ansieht, dann streichen sie beispielsweise einen sehr hohen Mindestlohn als eines ihrer Hauptziele heraus. Das ist keine staatlicher Besitz an Produktionsmitteln. Aber es ist eine von der Regierung angeordnete minimale Entlöhnung von US$ 15 pro Stunde (wenn man die nicht bezahlen kann, kann man auch niemanden anstellen und hat keinen Zugang zum Unternehmertum, Anm.). Ich nehme es aus erster Hand. Indem ich darauf schaue, was die heutigen Sozialisten sagen, was sie wollen. Letzte Nacht schaute Hillary Clinton Bernie Sanders an und sagte: 'Eure Anliegen sind auch unsere Anliegen.' Zu Bernie. Ich gehe davon aus, das man sich die Plattform der Demokratischen Partei und auch eine Menge der Republikanischen Partei ansehen und es als Sozialismus oder sozialistisch erkennen kann.»


Point No. 2 - Socialism will destroy your economic future

(05:37-08:22)

«I wrote a little bit about the history of the Soviet Union for example. Our friend Yuri Maltsev, who has taught at Mises University in the past, he was an advisor to Mikhail Gorbachev before he defected from the Soviet Union. After he defected, he ended up - a very interesting story I do not have time to tell now - in the office of Dick Cheney, who was Defense Secretary at that time. He told Cheney that the Soviet Economy was no more than 5 percent of the US economy. Cheney said, that the CIA meant that it was about 50 percent. Yuri insisted on 5 percent and he was right. The country with the largest natural resource base on the planet really had no economy. It was 5 percent of our economy at most and it never produced a single product marketable on international markets. With the exception of caviar, but that comes from a fish and not a factory. So, it will certainly ruin your economic future.»

«I will also talk about India. When India gained its independency they adopted sort of a soviet style five year economic plan and India became synonymous with third world poverty. But, India once was one of the wealthiest countries on earth. A long time ago, when they had more economic freedom. They made improvements since these days, but it was a terrible disaster that they went into that direction. Africa did the same thing. After colonization ended, all these African countries adopted socialism in one form or another and central planning. If you are interested in that particular topic, one of the authors that I cite is George Ayittey, who has written many books on this. Last time I was in touch with George he was teaching at the American University in Washington DC. He is from Ghana, but he has been to the US for many years. If you are interested in that, you would read George. He has written books on how Africans had a culture of entrepreneurship and individualism before colonialism. Instead of going back to that culture, their governments embraced socialism and central planning. The rest is history. If you want to destroy your economic future, there is no shortage of examples. Argentina did the same thing. The latest example would be Venezuela, on which I will talk about in a minute.»

Punkt Nr. 2 - Sozialismus wird deine wirtschaftliche Zukunft zerstören

(05:37-08:22)

«Ich habe beispielsweise ein wenig über die Geschichte der Sowjetunion geschrieben. Unser Freund Yuri Maltsev (schon drei Zitate-Artikel mit ihm als Hauptfigur auf diesem Blog, Anm.) war ein Berater von Michail Gorbatschow bevor er aus der Sowjetunion flüchtete. Danach landete er im Büro von Dick Cheney, dem damaligen Verteidigungsminister. Er sagte Cheney, dass die sowjetische Wirtschaft nicht mehr als 5 Prozent der amerikanischen ausmachte. Cheney sagte, dass die CIA behauptete, es seien etwa 50 Prozent. Yuri bestand darauf, dass es höchstens 5 Prozent waren und er hatte Recht. Das Land mit den grössten natürlichen Ressourcen stellte kein einziges international marktfähiges Produkt her. Vielleicht mit der Ausnahme von Kaviar, aber der kommt von einem Fisch und nicht aus einer Fabrik. Sozialismus wird also sicherlich die wirtschaftliche Zukunft ruinieren.»

«Ich werde auch über Indien sprechen. Nachdem Indien die Unabhängigkeit erlangt hatte, wurden dort eine Art sowjetischer Fünfjahrespläne für die Wirtschaft eingeführt und Indien wurde ein Synonym für die Armut in der Dritten Welt. Aber, Indien war einst eines der reichsten Länder auf der Erde. Vor langer Zeit, als die Inder mehr ökonomische Freiheit genossen. Sie machten einige Fortschritte seit diesen Tagen, aber es war ein schreckliches Unglück, dass sie in diese Richtung gingen. Afrika tat dasselbe. Nachdem die Kolonialisierung geendet hatte, führten alle Afrikanischen Länder den Sozialismus in der einen oder anderen Form und Zentralplanung ein. Wer sich für das Thema interessiert, einer der Autoren, die ich zitiere, ist George Ayittey [8]. Dieser hat viele Bücher zu diesem Thema geschrieben. Als ich das letzte Mal mit ihm in Kontakt stand, lehrte er in Washington DC an der American University. Er stammt aus Ghana, lebt aber seit langem in den USA. Wer daran interessiert ist, soll George lesen. Er hat Bücher darüber geschrieben, dass Afrikaner durchaus eine Kultur des Unternehmertums und des Individualismus hatten, vor der Kolonialisierung. Anstelle der Rückkehr zu dieser Kultur verfielen die Afrikanischen Regierungen dem Sozialismus und der Zentralplanung. Der Rest ist Geschichte. Wenn man seine wirtschaftliche Zukunft zerstören will, gibt es keinen Mangel an Beispielen, von denen man lernen kann. Argentinien tat dasselbe. Das aktuellste Beispiel ist Venezuela, über welches ich bald auch noch reden werde.»


[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_DiLorenzo
[2] Libertarians 001 - Thomas DiLorenzo. @saamychristen @saamychristen/libertarians-001-thomas-dilorenzo
[3] Zitate 025 - Thomas DiLorenzo. @saamychristen @saamychristen/zitate-025-thomas-dilorenzo
[4] Ten Things Millennials Should Know About Socialism | Thomas J. DiLorenzo, 21. Juli 2016, Mises Institute, Auburn AL
[5] The Problem with Socialism, Thomas DiLorenzo, 2016, Regnery Publishing https://www.amazon.com/dp/1621575896/ref=cm_sw_r_cp_dp_T1_JakCzbMJ4B81B
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Walter_E._Williams
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Democratic_Socialists_of_America
[8] https://en.wikipedia.org/wiki/George_Ayittey


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